Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist klar: Wir brauchen alle – alle! – verfügbaren erneuerbaren Energien, um voranzukommen: Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie und selbstverständlich auch die Geothermie, und zwar dort, wo sie sinnvoll genutzt werden kann, vor allem für die Versorgung mit Wärme. Mit der Nutzung der oberflächennahen Geothermie durch Wärmepumpen gibt es ein bereits zig tausendfach erprobtes Beispiel, wie Wärme aus dem Erdreich sinnvoll genutzt wird, um Häuser zu beheizen. Wir machen heute mit unserem Antrag ganz konkrete Vorschläge, wie wir hier in Zukunft weiter vorankommen können.
Mit der Tiefengeothermie, also Bohrungen in Tiefen von 400 bis zu 5 000 Metern, haben wir in Deutschland bisher durchaus unterschiedliche Erfahrungen gemacht: in einigen Regionen sehr gute Erfahrungen, in anderen Regionen eher schlechte Erfahrungen. In meiner Heimat, im Oberrheingraben, haben wir vor einigen Jahren miterlebt, wie dadurch Erdbeben ausgelöst wurden. Das zu thematisieren, gehört eben auch zu einer ehrlichen Debatte dazu.
Inzwischen hat sich vieles weiterentwickelt: in der Forschung, in der Praxis. Es gibt neue Erkenntnisse. Es kann daher nicht richtig sein, dass wir einfach stehen bleiben. Die Alternative, Tiefengeothermie nicht weiter zu nutzen oder nicht auszubauen, wäre falsch. Aber die Alternative, Tiefengeothermie um jeden Preis zu nutzen, wäre vor dem Hintergrund der gemachten Erfahrungen genauso falsch. Deswegen geht es jetzt darum, die Tiefengeothermie sinnvoll voranzutreiben: einerseits die Potenziale klug nutzen und andererseits sensibel mit den Risiken umgehen. Wir müssen aus den Erfahrungen lernen. Es wäre doch falsch, dieselben Fehler zweimal zu machen. Es kommt jetzt darauf an, wie man es macht.
Hierzu haben wir in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit Fachleuten geführt. Auf der Grundlage dieser Gespräche haben wir heute hier im Deutschen Bundestag diesen Antrag vorgelegt und machen Vorschläge, wie wir die Geothermie sinnvoll und verantwortungsvoll voranbringen können.
Wir müssen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse nutzen. Es gibt beispielsweise bereits erprobte Konzepte wie das Ampelsystem, das Bohrungen rechtzeitig abbricht, wenn es erste Anzeichen einer merkbaren Seismizität gibt. Das muss der Standard sein. Für den Fall, dass dennoch ein Schaden auftreten sollte, muss im Vorhinein klipp und klar geregelt sein, dass es eine unverzügliche, unbürokratische Entschädigung gibt, ohne Wenn und Aber.
Meine Damen und Herren, es sind aktuell bereits etliche weitere Tiefengeothermieprojekte in Deutschland in Planung. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, es vernünftig anzugehen. Jetzt ist der Zeitpunkt, zu gestalten. Ich will, dass die Geothermie, auch die Tiefengeothermie, so genutzt wird, dass die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren. Wir müssen es mit den Menschen machen, Hand in Hand, und mit den Kommunen und nicht gegen sie. Die Kommunen sollen davon profitieren. Auch hierzu machen wir in unserem Antrag ganz konkrete Vorschläge.
Sie sehen: Wir denken beides zusammen. Wir wollen und wir müssen alle erneuerbaren Energien nutzen, und wir müssen es richtig machen. Deswegen mein Appell auch an die Regierungsfraktionen: Lehnen Sie unsere Vorschläge nicht einfach ab, nur weil sie von der Opposition kommen,
sondern lassen Sie uns in der Sache und um der Sache willen ehrlich und offen im parlamentarischen Verfahren debattieren, sodass wir insgesamt für unser Land und für die Zukunft in diesem Land sinnvoll vorankommen.
Herzlichen Dank.